Ich unterrichte Sprachen. Sprachen sind Kommunikationssysteme. Um eine Sprache zu lernen, muss man ihre Grammatik (also den geschlossenen, systematischen Teil) und einen ausreichenden Wortschatz (also den offenen Teil) beherrschen. Was ein „ausreichender“ Wortschatz ist, hängt natürlich ganz davon ab, was man mit einer Sprache anfangen will. Wenn Sie sich im Urlaub mit Einheimischen verständigen wollen, benötigen Sie eben ein ganz anderes Maß an Vokabeln (und Grammatik, und Übung), als wenn Sie als Einheimischer durchgehen wollen.
Bei der Grammatik, also dem systematischen Teil einer Sprache, betone ich eben diese Systeme. Im Sanskrit zum Beispiel gibt es weit über dreißig Möglichkeiten, Substantive zu deklinieren, sie also Funktionen erfüllen zu lassen wie Das Bett ist für den Kater, Dem Kater geht es gut oder Danke der Nachfrage, der Kater lebt in genau dem Luxus, der ihm zusteht. Der beste Weg, sich dieser leicht verwirrenden Vielfalt zu nähern, besteht darin, die zugrundeliegenden Strukturen zu verstehen, also das, was all diese mehr als dreißig Möglichkeiten gemeinsam haben. Bei jeder neuen Deklination, der man begegnet, muss man sich dann nur noch mit den Teilen vertraut machen, die rein ihr eigen sind. Je mehr man ein System als Ganzes versteht, desto weniger muss man dessen viele kleinen Einzelteile auswendig lernen.
Manchmal werden jene zugrundeliegenden Strukturen erst klar (oder: werden viel klarer), wenn man ein wenig Sprachgeschichte ins Spiel bringt. Ich bin historischer Sprachwissenschaftler, und ein Kommentar auf RateMyProfessor warnt davor, mich NICHT nach historischem Sachen zu fragen, da ich sonst 5-10 Minuten lang nicht aufhöre zu reden. Ich habe jedoch gelernt, meinen Enthusiasmus zu zügeln, und meine Sprachkurse vermitteln nur genau soviel Sprachgeschichte, wie nötig ist, um das Sprachlernen einfacher zu machen. (Wenn jemand allerdings mehr über die Sprachgeschichte wissen will, bleibe ich nach dem Unterricht meist sehr gerne noch da, um alle Fragen zu beantworten.).
Fürs Vokabellernen, das ich persönlich auch schwierig finde, versuche ich, so viele verschiedene Ansätze wie möglich anzubieten. Ich stelle nicht nur meine Eselsbrücken vor, sondern auch Techniken, mit denen man sich seine eigenen erstellen kann. Fürs Sanskrit habe ich Listen mit den häufigsten 900 Wörtern erstellt und auf Websites, auf die meine Studenten kostenlos zugreifen können, komplette Sätze elektronischer Karteikarten bereitgestellt. (Für andere Sprachen verweise ich einfach auf solche Listen, die von anderen erstellt wurden.) Ich bediene mich der Sprachverwandtschaft: wer das deutsche Wort Tochter kennt, dem fällt es sicher leichter, sich dessen Entsprechung im Sanskrit, duhitar, zu merken. Ich diskutiere ganz explizit die Prozesse der Wortbildung und -ableitung, sowohl die klar erkennbaren, wie im Deutschen lehren –› Lehre, Lehrer, Lehrgang, als auch die weniger offensichtlichen, wie können –› Kunst.
Auch generell nutze ich das bereits bestehende Sprachwissen meiner Studenten. Wer Deutsch kann, also schon einmal einen Konjunktiv gesehen hat und mit Komposita wie Astbruchgefahr und Wagenstandsanzeiger zurechtkommt, hat für Sprachen wie Sanskrit oder auch Altgriechisch (und Latein sowieso) eine hervorragende Grundlage.
Aber vielleicht am wichtigsten ist, dass ich alles tue, was ich kann, um meinen Unterricht angenehm und entspannt zu gestalten. Niemand macht gerne Fehler, schon gar nicht vor anderen; aber Fehler zu machen ist der beste Weg, um in etwas besser zu werden. Deshalb versuche ich, eine Umgebung zu schaffen, in der jeder sich dabei wohlfühlt, alle Fehler zu machen und Fragen zu fragen, die irgendwie hilfreich sind. Wenn ich dadurch jemandem helfen kann, dass ich mich wiederhole oder vielleicht das, was ich gerade gesagt habe, umformuliere, mache ich das natürlich nur zu gerne. Sprachen sind oft schwer zu lernen, sie sind aber auch einfach wunderschön. Ich möchte meine zwanzig Jahre Erfahrung im Unterrichten alter Sprachen also nutzen, um nicht nur für Lernerfolge, sondern auch einfach Spaß beim Lernen zu sorgen.
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